Page 126 - Conrad Schirmann Artbook Deutsch
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CONRAD SCHIRMANN MMXXIII
Conrad Schirmann
Der leuchtende Zufall im Bild
Abstrakte Farbspiele auf den ersten Blick. Je vertrauter wir mit den
Leinwänden werden, je mehr erschließen sich Tiefe, Ebenen,
Strukturen. Die Bilder bleiben abstrakt, keine Frage. Und doch will man
erahnen: verschneite Bergwelten, Lichterexplosionen einer nächtlichen
Großstadt, stille Gewässer im Sommer, Baumwipfel in einer
Infrarotlandschaft. Auch ein Don Quijote auf seinem Gaul meint der
spanienaffine Betrachter zu erkennen.
Das liegt an Schirmanns Technik. Die Leinwände grundiert er mehrfach
mit weißer Farbe. So lange, bis kein Fädchen der Struktur mehr zu
erkennen ist. Eine glatte klare Fläche. Altmeisterlich geradezu. Dann
beginnt er mit wenigen Farbpigmenten und Formen. Nicht pastös,
sondern in feinen Schichten. Fließende Kreativität und Zufall.
Die Ölfarbe lässt er antrocknen und wäscht sie teilweise wieder ab.
Trägt neu auf und löst ab. Auftragen, abtragen, nennt er das. Bis zu 40-
mal kann das so gehen. Bis die Leuchtkraft stimmt, bis die
entstandenen Ebenen und Überlagerungen den fast dreidimensionalen
Gesamteindruck schaffen und ihn zufriedenstellen.
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